„Ein kleines ABC zur Konferenztechnik: Infos aus der Technikschulung in Hamburg am 2.2.2013 mit PCS“
Auszug aus dem VKD-Kurier Juni 2013

Anlieferung: Der Zugang für Techniker muss gewährleistet sein und ist im Vorfeld genau zu erfragen. So können abenteuerliche Anlieferungswege über Wendeltreppen und Küchen sowie die damit verbundenen Mehrkosten vermieden werden.
BGV A3: Unfallverhütungsvorschrift für elektrische Anlagen und Betriebsmittel. Da der Lieferant, also ggf. der Konferenzdolmetscher, haftet, muss er sicherstellen, dass die Bestimmungen eingehalten werden. Auf der Anlage sollte daher der Prüfstempel zu finden sein.
Checkliste: Liste aller wichtigen technischen Aspekte für ein erstes Nachfühlen seitens des Konferenzdolmetschers.
Diese Liste kann bei PCS angefragt werden.
DIN 15906: DIN Norm Tagungsstätte. Die Norm definiert die Tagungsstätte und legt damit als Anwendungsbereich eine Einrichtung oder Anlage fest, die vorwiegend für Veranstaltungen, wie Konferenzen, Kongresse, Schulungen, Seminare, Tagungen oder Training genutzt wird.
ERL(E): Begriff aus dem Einsatzbereich der Telefon- oder Videokonferenz bzw. dem Verfahren des AEC (Acoustic Echo Cancellation).
Funk: Dieses Übertragungssystem bietet sich an, wenn nur wenig Zeit für den Auf- oder Abbau besteht, da nur eine Antenne aufgebaut werden muss. Je nach Anforderung kann die Leistung so erhöht werden, dass man das Signal in einem kompletten Stadion empfängt. Eignet sich des Weiteren für Konferenzen, wo z.B. nur 5 Teilnehmer von insgesamt 5.000 eine Übersetzung benötigen. Hier sind bis zu 10 Kanäle parallel möglich. Das ideale System, wenn nach oder während einer Veranstaltung noch eine Führung stattfindet, da die Empfänger auch für eine Personenführungsanlage geeignet sind.
Geld: Konferenzdolmetscher können dem Kunden keinen Standardpreis für die Konferenztechnik nennen, da der Preis je nach Projekt und Bedingungen vor Ort (vgl. Checkliste) stark variiert.
Handys: Da Handys ebenfalls im ISM-Band operieren, kann es in den USA zu Interferenzen mit Personenführungsanlagen kommen.
Infrarot: Dieses System ist abhörsicher und bei Bedarf kann auch eine Übertragung in Stereo erfolgen. Hier sind bis zu 32 Kanäle oder 16 Stereo-Kanäle parallel möglich.
Jüngste Trends: Remote Interpreting (RI) und Long-Distance Interpreting (LDI), also das Dolmetschen per Videokonferenz o.ä., sind die neuen Trends auf dem Markt. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese im Bereich des Green Congress Managings durchsetzen werden.
Kabine: Eine Normkabine misst im Innenmaß 1,60 x 1,60 x 2,00 m (B x T x H) inkl. Tür. Daher sind 4m² pro Kabine einzuplanen und sogar 6m² inkl. Technik. Generell nehmen Kabinen und Technik bei „kleineren“ Veranstaltungen bis 50 Pers. ca. 10-20% der Grundfläche ein.
LTE: Long-Term Evolution ist der Mobilfunkstandard der vierten Generation. Dadurch kann es vermehrt zu Interferenzen durch LTE-Mobiltelefone kommen, die im gleichen Frequenzbereich wie ältere Funkmikrofone oder Funkempfänger operieren.
Monitor: Für den Redner empfiehlt sich ein extra Monitor in Sichtweite des Rednerpults, damit er sich nicht ständig während der Präsentation von den Zuhörern wegdrehen muss um von der Leinwand abzulesen. Dies wird u.a. auch angewandt um eine homogenere Tonführung zu bekommen, da der Redner durch das Drehen des Kopfes meist lauter und leiser wird, was beim Dolmetscher zu Konzentrationsstörungen führen kann.
Nebenräume: Lt. DIN 15906 sollte den Referenten und Konferenzdolmetschern ein Referentenraum zur Verfügung stehen, der gemäß den Anforderungen den niedrigsten Geräuschpegel aufweiset (< 35db) (Ruheraum).
Ortsinfo: Solche Informationen sind immer beim Kunden zu erfragen und umfassen u.a. Bestuhlung, Platzbedarf pro Person, die Art der Zugangswege, Bepflanzung, Lichtverhältnisse etc.
PCS: Wir danken dem Technikanbieter PCS für diese interessante Schulung und insbesondere den zwei Referenten Thorsten Geißler und Dirk Neumann für ihre Mitarbeit.
Qualitätsklassen: Übertragungsqualität für Sprachen unterteilt in folgende Klassifikation:
Klasse T – Teilnehmer und Zuhörer
Klasse P – Rundfunk, Fernsehen, Tonaufzeichnung, Beschallung
Klasse D – Konferenzdolmetscher und damit die höchste Qualitätsklasse
Rückkopplung: Die Gefahr einer Rückkopplung kann reduziert werden, indem die Lautsprecher vor die Mikrophone platziert werden.
Sichtbarkeit: Der Redner sollte die Sicht auf die Leinwand nicht versperren. Daher empfiehlt sich eine seitliche Platzierung des Rednerpultes und eine Mindesthöhe für die Unterkante der Leinwand von 1,40m, damit das Bild nicht durch die sitzenden Personen verdeckt wird.
Technik: Ist nur so gut wie der Techniker, der sie bedient und betreut.
Umfrage: Eine PCS-Umfrage unter Konferenzdolmetschern ergab, dass sich Dolmetscher eher „nicht-technische“ Hilfestellungen wünschen, wie z.B. Kleiderhaken und Magnete für das Aufhängen der Tagesordnung.
Verbindungswege: Diese Wege sind beim Veranstalter zu erfragen und sind so kurz und geräumig wie möglich zu halten.
Wireless: Neben der drahtlosen Übertragung von Dolmetscherkanälen an kleine Funk- oder Infrarotempfänger gibt es auch Diskussionsanlagen/Mikrofonketten, die drahtgebunden oder nun auch schon drahtlos (wireless) arbeiten. Auch hier gibt es an den Sprechstellen bei Bedarf einen Abgriff der Simultankanäle per Kopfhörer. Der Kunde kann sich bei diskussionsintensiven Sitzungen und dem Einsatz dieser Sprechstellen also die zusätzliche Funk- oder Infrarotübertragung sparen.
XL-Veranstaltungen: Heutzutage müssen sich Technikanbieter auf komplett neue Anforderungen einstellen, wie z.B. Großevents, künstlerische Darbietungen und Bandauftritte.
Y – why? Warum es sich also empfiehlt, dass der Kunde den Techniker direkt kontaktieren sollte, konnten wir hoffentlich mit unserem kleinen Technik-ABC erläutern.
Zeitplanung: Die Fünf-Minuten-Regel besagt, dass 100 Personen fünf Minuten benötigen um durch eine Tür zu gehen. Dies sollte der Veranstalter/Kunde u.a. bei der Pausenplanung unbedingt bedenken.

Von Monika Ott und Anja Schomaker

AIIC Internationaler Verband der Konferenzdolmetscher  Verband der Konferenzdolmetscher (VKD) im BDÜ e.V.

Hamburg
+49 (0)40 600 596 72